Heu oder Heulage?

Rauhfutter in ausreichender Menge ist der wichtigste Bestandteil der Pferdefütterung.

Hierbei kommt jedoch oft die Frage auf, ob man seinem Pferd Heu oder Heulage füttert. Dabei sollte dies eigentlich eine leichte Entscheidung sein.

Heulage ist, wie Silage, ein siliertes Grasprodukt und siliertes Futter ist für Pferde grundsätzlich ungeeignet.

Beliebt ist Heulage deshalb, weil sie von Pferden gern gefressen wird und ihre Herstellung weniger aufwendig ist, als die von Heu. Sie muss nicht so lange trocknen und seltener gewendet werden. Durch die Folie, in die die Ballen gewickelt werden, können Heulageballen draußen lagern.

Beim Silierungsprozess handelt es sich um eine Milchsäuregärung. Man kann es sich quasi so vorstellen wie bei der Herstellung von Sauerkraut. Damit dieser Prozess richtig ablaufen kann, braucht es einen hohen Gehalt an Zucker und Protein, genügend Feuchtigkeit und kompletten Luftabschluss, damit sich die Milchsäurebakterien schnell vermehren und ein pH von 5 erreicht wird. Erst dann können Schimmelpilze und andere Keime nicht mehr wachsen.

 

Folgende Herstellungsprobleme können auftreten:

Stangeliges Gras (wie es für Pferde optimal ist) hat einen relativ niedrigen Protein- und Zuckergehalt, dafür einen hohen Rohfaseranteil, somit gibt es wenig Nahrungsgrundlage für die Milchsäurebakterien. Sie vermehren sich nur langsam und der pH Wert von 5 wird erst spät oder gar nicht erreicht. Die Stängel können außerdem einen kompletten Luftabschluss verhindern, was bedeutet, dass Schimmelwachtum garantiert ist.

Schimmelpilze produzieren neben Antibiotika auch Mykotoxine, welche für das Pferd giftig sind. Es entsteht eine erhebliche Stoffwechselbelastung.

Schimmelbefall ist bei Heulage schwierig zu entdecken, da sie nicht staubt und der typische Schimmelduft vom säuerlichen Geruch überdeckt wird. Sicherheit kann hier nur eine Laboruntersuchung geben.

Eine weitere Gefahr besteht durch Botulismus, eine meist tödlich verlaufende Vergiftung mit Leichengift. Sie entsteht zum Beispiel durch tote Mäuse im Ballen. Bei der Herstellung von Heu fallen diese durch das häufige Wenden meist zu Boden oder trocknen aus und stellen so keine Gefahr da. In Heulage werden sie mit eingeschlossen. Durch Botulismus kam es sowohl in Deutschland als auch in Österreich schon zu Todesfällen.

 

Was passiert also, wenn Heulage ins Pferd gerät?

Es gelangen große Mengen Milchsäurebakterien in den Verdauungstrakt und das Darmmilieu verschiebt sich: Dick- und Dünndarm werden angesäuert und in Folge dessen können Darmschleimhautentzündungen entstehen. Erste sichtbare Symptome sind Kotwasser, Durchfall und säuerlich riechender Kot.

Der saure pH tötet lebensnotwendige Darmsymbionten ab, immer mehr Milchsäurebakterien siedeln sich an. Diese verdauen zwar Kohlenhydrate und Proteine aus Heu, stellen sie dem Pferd jedoch nicht als Zucker zur Verfügung, sondern als Milchsäure. Die Milchsäure gelangt über den Darm in den Stoffwechsel des Pferdes, kann aber nicht zur Energiegewinnung genutzt werden. Vielmehr muss sie erst in der Leber herausgefiltert und unter Sauerstoffverbrauch zu Glukose umgewandelt werden. Zudem liefern Milchsäurebakterien keine B und K Vitamine. Auch Zellulose kann von ihnen nicht verdaut werden.

Durch die Fütterung von Heulage werden Leber und Nieren belastet und es entsteht eventuell ein Vitaminmangel. Weitere Symptome sind Müdigkeit und Leistungsabfall. Im schlimmsten Falle kommt es zu Krankheiten wie Durchfall, Ekzeme, Strahlfäule, Hufrehe und Koliken.

Heu ist also Heulage immer vorzuziehen.

 


Quellen:

Pferde fit füttern von Dr. Christina Fritz, Cadmus Verlage

Vortrag von Herdes Hiller – Kräuter für Pferde, Pfernetzt 2017

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