„Soll ich mein Pferd eindecken oder nicht?“
Diese Frage stellen sich zu Beginn der kühleren Jahreszeit viele Pferdebesitzer. Ist es sinnvoll Pferde einzudecken und wenn ja, wann?
Wie funktioniert der Wärmehaushalt eines Pferdes überhaupt?
Pferde regulieren ihren Wärmehaushalt über das Fell und die Haut, sowie über Futter, Bewegung und die Durchblutung.
Pferde, die naturnah leben, kommen mit Kälte und Nässe sehr gut zurecht.
Unter der Pferdehaut liegt eine Fettschicht, die sehr gering durchblutet ist. Dadurch bilden Haut und Fett eine gute Isolation durch die nur wenig Wärme verloren geht.
Im Herbst nehmen Pferde somit normalerweise etwas zu, was ganz natürlich ist und nicht beunruhigend sein sollte.
Über der Haut liegt das Fell. Zwei Mal pro Jahr gehen Pferde durch den Fellwechsel. Er ist von der Tageslichtmenge abhängig, die Temperaturen bestimmen lediglich die Dicke und Länge des Fells.
Winterfell besteht aus einer dichten Unterwolle und langen Oberhaaren. Eine zusätzliche fettige Schicht (=Talgschicht) schützt vor Nässe und lässt Wasser abperlen. Tägliches, ausgiebiges Bürsten oder Waschen schadet dieser Schicht oder zerstört sie im schlimmsten Falle sogar. Auch Sand, Dreck und Schnee auf dem Fell schützen das Tier und müssen nicht vom Menschen abgebürstet werden.
Ist das Fell verklebt, z.B. nach starkem Schwitzen, freut sich das Pferd allerdings über eine kleine Pflegeeinheit, damit es sein Fell danach wieder optimal nutzen kann.
Pferde stellen die Haare nämlich häufig auf, um das Luftpolster zu vergrössern und somit eine noch bessere Isolation zu erhalten. Durch das Anlegen der Haare wird Wärme abgegeben. Dies geht natürlich nicht mit vom Schweiss verklebtem Fell.
Eine weitere Art, den Wärmehaushalt zu regeln, ist die Durchblutung. Um Auskühlen zu verhindern, verengen sich Arterien; um zu Kühlen weiten sie sich, so dass mehr Wärme durch die äußeren Hautschichten abgegeben werden kann.
Schweiss trägt ebenfalls zur Kühlung bei. Die Flüssigkeit verdampft auf der Haut und senkt somit die Temperatur. Schwitzen ist allerdings eine recht starke Belastung für den Stoffwechsel.
Damit der Stoffwechsel optimal funktioniert, ist auch die Fütterung enorm wichtig. Ausreichend gutes Rauhfutter ist ein Muss, um das Pferd zu unterstützen. Ein Stoffwechselnebenprodukt ist Wärme, somit kann das Pferd, bei unbegrenztem Zugang zu Rauhfutter, auch durch eine Anpassung der Nahrungsaufnahme seinen Wärmehaushalt beeinflussen.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Bewegung. In freier Natur bewegen sich Pferde im Winter weniger und sparen dadurch Energie. Starke Kälte wird durch kurze, intensive Bewegung kompensiert, bis die anderen Mechanismen ausreichend wirken.
Falls das Pferd nicht ausreichend Möglichkeiten hat, sich zu bewegen und/oder kein Raufutter zur Verfügung hat, kann es Kälte durch Zittern kompensieren. Dies ist allerdings der letzte Ausweg für das Pferd und sollte vermieden werden.
Probleme für eingedeckte Pferde
Pferden können also ihren Wärmehaushalt sehr gut regulieren, allerdings wird immer der ganze Köper gewärmt oder gekühlt. Sie können nicht explizit die Beine oder den Hals wärmen oder kühlen.
Entweder bringen sie somit den eingedeckten Körper auf die richtige Temperatur und Gliedmaßen und Hals kühlen aus oder sie riskieren es, unter der Decke zu überhitzen, haben dafür aber die passende Temperatur an Hals und Beinen.
Beim Eindecken wird zudem das Fell platt gedrückt, die Tiere können es nicht mehr durch Aufstellen helfen und sind von der Wärme der Decke abhängig. Ist sie zu dünn, frieren sie schnell, ist sie zu dick, fangen sie an, drunter zu schwitzen, die Flüssigkeit kann nicht verdunsten und schnell ist die Decke nass. Sinkt nun die Temperatur wieder, kühlt das Tier aus.
Fazit
Gesunde Pferden müssen nicht eingedeckt werden. Bei angepasstem Training mit gegebenenfalls längeren Aufwärm- und Abkühlphasen, so dass das Tier nicht extrem schwitzt, kommen die meisten Pferde sehr gut ohne Decke klar. Es sollte für ausreichend freie Bewegung an frischer Luft und dauerhaften Zugang zu gutem Raufutter gesorgt werden.
Eine Ausnahme bilden natürlich alte oder kranke Pferde sowie Tiere, die aus einem wärmeren Klima stammen und unsere kalten Winter einfach nicht kennen. Diese brauchen dann angepasste Unterstützung mit einer Decke.
Mein Senior bekommt im Winter eine leichte Regendecke, die ihn vor Nässe schützt, da er, sobald er durch den Regen feucht wird, sichtlich anfängt, zu frieren. Er schafft es nicht mehr selbst, sich warm zu halten und benötigt Unterstützung.
Mein gesunder, junger Irish Cob hingegen stellt sich mit dem Hintern in Wind und Regen und stört sich überhaupt nicht daran. Er regelt seine Temperatur perfekt selbst und freut sich über Schneeflocken.